Wer sich beruflich und privat wohl und gesund fühlen möchte, sollte darauf achten, sich ganzheitlich in Balance zu halten. Coaching, Psychotherapie... Yin Yoga... drei Wege für Balance. Körper, Seele und Geist mögen im harmonischen Gleichgewicht zueinander stehen. Um Erfolg und Zufriedenheit zu bewahren oder wieder zu finden.
Wer sich beruflich und privat wohl und gesund fühlen möchte, sollte darauf achten,sich ganzheitlich in Balance zu halten. Coaching, Psychotherapie... Yin Yoga... drei Wege für Balance. Körper, Seele und Geistmögen im harmonischen Gleichgewicht zueinander stehen.Um Erfolg und Zufriedenheit zu bewahren oder wieder zu finden.

Coaching

Hintergründe -

Expertenwissen zu Coaching

In dieser Rubrik erfahren Sie Wissen, Stellungnahmen und Praxis-Erfahrungen von inter-/ national praktizierenden Coaching-Experten.

 

Zudem sind Beiträge aus meiner eigenen Psychologischen Praxis als Diplom-Psychologe und Coach eingefügt: Erfahrungen aus meiner beratenden Praxis im Coaching seit 1988 bis heute.

 

Wir wünschen Ihnen gute Lektüre. Bitte wählen Sie aus den Themen-Angeboten aus der Übersicht an der Seite.

 

Beratungsweg: Coaching oder... Psychotherapie?

Perspektivische Bewertung des aktuellen Stands von Coaching & Psychotherapie in Deutschland - zwei international erfahrene Experten im Dialog beim Waldspaziergang

 

 

Ich treffe mal wieder meinen ehemaligen Mentor & Kollegen Wolf, international anerkannter Coach & Psychotherapeut aus Berlin bzw. New York und ich will wissen: „Wolf, ich frage Dich, der Du auf diesen beiden Wegen des Coaching und der Psychotherapie ja nun ein langes Leben lang wanderst... wie erlebst du Coaching und Psychotherapie heute?"

 

 

 

Ich treffe letzte Woche, nach einer gefühlten Ewigkeit seit unserem letzten Treffen, endlich einmal wieder meinen Mentor des Coaching und der Psychotherapie - bei mir in der Praxis.

 

Wolf hat mich bereits vor mehr als 30 Jahren, damals mein Entdecker des psychologisch-therapeutischen Potenzials in mir, während meines Studiums der Psychologie und Betriebswirtschaft, in Mannheim regelrecht für die Psychologie des Coaching und der Psychotherapie erwärmt. Und von da an signifikant und entschlossen gefördert. Indem er mir wenig später, bereits als Student der Psychologie im 5. Semester, die Gelegenheit gab, in seiner Praxis zu hospitieren: Indem er mich auf einen seiner internationalen Workshops nach Süddeutschland "einfach so" einlud. Zu einem seiner Experten-Workshops, der von vorne bis hinten mit nur top-erfahrenen Coachs und Psychotherapeuten aus Europa besetzt war. Wie war mir das eigentlich damals gelungen?

 

Schon früh hatte ich als Industriekaufmann, vor meinem Studium, meine Hände ausgestreckt hin zu einem Wiener Psychotherapeuten-Institut, das in der Weiterbildung und persönlichen Potenzialentwicklung Politiker internationalen Rangs (wie etwa den ex-Bundeskanzler Österreichs, Bruno Kreisky) und viele DAX-Konzern-Vorstände und -Manager coachte. Auf der Grundlage ihrer tiefen menschlichen Beratungserfahrungen, die diese Vereinigung seit vielen Jahren bei der Persönlichkeitsentwicklung durch Executive Coaching auf Top-Level der Wirtschaft und Gesellschaft Westeuropas gesammelt hatte.

 

Und dieser „Wolf“ war schon damals, während meines eher späten Studiums, das ich erst nach meiner Ausbildung zum Industriekaufmann und nach meiner Trainee-Praxis und dem Job des Auslandsdelegierten eines Industrie-DAX-Konzerns in Paris bzw. für Frankreich aufnahm, einer der internationalen, quasi trans-atlantischen Leader im Coaching und zugleich mit seiner psychotherapeutischen Job-Expertise. Er war es auch, der der eigentliche, geistige Kopf dieser Gesellschaft „Heureka“ (Anm: Name aus Datenschutz-Gründen verändert) war, die mich für ein Wochenende eingeladen hatte, um mit diesen Experten, um mit ihm und seinen Kollegen, in einem "top" besetzten Workshop an aktuellen Themen der Prozessbegleitung und Persönlichkeits-entwicklungsberatung zu arbeiten. Also Hospitieren auf höchst europäischem Niveau war damals, an diesem Wochenende, angesagt. Als Student diverse Top-Manager in durchaus sensiblen Phasen der Beratung und Meta-Analyse einmal beschnuppern. Was dazu führte, dass ich unmittelbar mit einer ganzen Reihe von Diskussionen zu Meta-Themen konfrontiert wurde. Diskussionen über den Glanz und die Macht der Macher, aber auch über die „Nieten in Nadelstreifen“ oder aber über die „reine Unvernunft“ der Leitungselite unserer Republik. Beeindruckend, motivierend, zielführend zudem war, dass ich mich bereits als Student einbringen durfte, eigene Impulse und meine Feedback-Anteile - als "Diplompsychologe in spe" - setzen konnte.

 

Am Ende der zwei Tage war ich einfach nur begeistert, ja atemlos: Unfassbar, was ich da über die Beratung hochrangiger Wirtschafts- und Politikerführer des deutschen oder österreichischen Raums erfahren konnte, ohne dass Grenzen der Vertraulichkeit gebrochen wurden. Unglaublich war es für mich - und dies noch Tage nach Rückkehr in meinen damaligen Studienalltag - nun zu begreifen, dass die Lenker und Leiter unserer Gesellschaft, unserer wirtschaftenden Unternehmen und politischen Organisationen, auch privat, also als Menschen, also nicht "nur" in Ihren Rollen beziehungsweise als Rollenspieler in der Wirtschaft und Politik, ein tiefes, getragenes Bedürfnis nach Verständnis, Zielfindung und Geborgenheit haben. Und folglich bei sehr renommierten Coaches und Psychotherapeuten wie diesen, und außerhalb der Zwänge Ihres Alltags, sehnsüchtig nach Antworten suchen.

 

Seither habe ich Wolf, der zwischen Berlin, Frankfurt und New York bis heute pendelt, um den „Großen und Wichtigen" auf unserer Mutter Erde zur Seite zu stehen, immer wieder erlebt. Am Telefon, per Brief, per Mail, bei unseren Begegnungen.

 

Als ich ihn letzte Woche endlich wiedersehe, seine Gedanken wieder einmal höre, im Waldspaziergang erlebe, da wird mir einmal mehr klar, wie wertvoll, wie unglaublich wertvoll dieser Mensch für mich war und noch immer ist. Wie er auch heute wieder meinen Verstand erfrischt und erweitert, wie er zugleich mein Herz berührt, meine Seele streichelt, statt nur mit mir über den Verstand zu gehen, zu intellektualisieren. Und mir wird auch beim Waldspazieren einmal mehr deutlich - so wie jedes Mal, wenn wir uns begegnen - daß dieser Mann und Kollege von mir Coaching und Psychotherapie regelrecht atmet. Denn er versteht die Belange der Organisationen, un die der Menschen in unserer Gesellschaft in einer vorzüglichen Balance. Er denkt sich hinein, ja arbeitet quasi am offenen Herzen unserer Gesellschaft. Indem er quasi im Kontrast zu unserer inzwischen oftmals technokratisch überlagerten, ja fast verkommenen „Gesundheits-Industrie“ eine Mensch-zu-Mensch-Arbeit fokussiert und inszeniert, die ihresgleichen sucht. Indem er die Bedürfnisse, Zwänge und Ängste seiner Klienten, von Coachees oder Patienten, scheinbar bis in jede einzelne Zelle dieser Menschen, genauestens zu erkennen vermag.

 

Heute ist er zu mir nach Kronberg gekommen. Wir wollen uns gegenseitig mal wieder, dabei spazierend im Taunus, in einer Art wechselseitiger Supervision und Inspiration aufhellen. Und damit mal wieder einen Sprung aus dem Alltag unserer Praxis als Coach und Psychotherapeut wagen. Und natürlich bleiben wir uns bei diesem Spung dennoch thematisch nahe. Denn es geht auch heute wieder um… Coaching und Psychotherapie. Es scheint mir manchmal so, als wollten wir es nicht anders. Als dieser, als unserer Leidenschaft, als unserer Beratung in diesen beiden psychologischen konsultativen Feldern, per Dialog zu frönen. Meta-Diskussion und Meta-Praxis also, sobald wir mal unserem „Handwerk“ als Coach, als psychotherapeutisch Beratende nicht unmittelbar nachgehen:

 

Ich möchte heute gern von Wolf erfahren, wie er die Beratungssituation von Coaching und Psychotherapie aktuell erlebt. Wer kann mir das treffener sagen als Wolf, der auf diesen beiden Beratungswegen bereits ein Leben lang wandert?

 

Ich starte den Dialog mit ihm, nach einigen Minuten des stillen Walks auf den ersten hundert Metern von meiner Praxis aus Richtung „Fuchstanz“, mit einer Provokation: „Wolf, wie erlebst du dich? Erlebst Du Dich bei Deiner sehr hohen Auslastung im Top-Management und in der deutsch-europäischen Politik, und dabei zurückblickend auf Deine vielen Jahre der Beratung, auch manchmal als elitär, als abgehoben im Vergleich zu Coaches und Psychotherapeuten, die in der Fläche arbeiten, im Hinblick auf Art und Umfang deiner Aufträge? Oder anders formuliert: Kam diese, meine Frage bei Dir auch schon mal als Kritik an? Etwa, weil man dir vorhält, dass Du nur noch >mit denen da oben< zu tun habest? Oder noch anders formuliert:

Sind wir in unserer Arbeit bedeutsam mit dem was wir tun, für die Personen dieser Gesellschaft? Oder sind wir einer (Beratung der) Mitte der Gesellschaft bereits entkommen? Etwa, weil wir vor allem Privatiers, Wohlhabende und Erfolgreiche therapeutisch betreuen, vor allem auch coachend beraten?“

 

„Nein“, erwidert mein Mentor Wolf zügig, recht spontan: „Ich sehe durchaus Vergleiche zu Dir. Ich bin ja auch Diplom- bzw. Industriekaufmann, bin auch Diplom-Psychologe wie Du. Und zudem sehr lange Verhaltenstherapeut, so ähnlich wie Du. Und mit diesen Werkzeugen helfe ich seither allen Menschen. Auch, ja, aber nicht nur den "Erfolg-/Reichen". Ich muss hier schmunzeln: „Was für ein Wortspiel?“, denke ich mir. Dies gleich zu Anfang. Und ich frage mich im Stillen: „Macht Erfolg reich... und somit... erfolgreich ?“

 

Angeregt durch diverse Erfahrungen der letzten Monate in meiner Psychologischen Praxis frage ich Wolf jetzt fast etwas besorgt, nachdenklich, fast fürsorglich: „Sind unsere Klienten im Coaching eigentlich, realiter eigentlich und vielmehr Patienten der Psychotherapie? Kann es also sein, dass Anfrager sich häufig zu sehr unter einer Haube des sozial verträglicheren Coachings verbergen wollen? Statt den Mut zu haben, sich auf Basis ihrer bisherigen Selbstbeobachtung als eigentlich designierten Fall für eine Psychotherapie zu beschreiben?“ Wolf verneint sichtbar und sehr direkt: „Im Gegenteil...“, höre ich ihn starten. Und er setzt den Satz so fort: „... viele meiner Kunden sind oftmals viel weniger krank als ihnen von vorherigen Behandlern eingeredet wurde oder als sie sich das selbst einreden oder einreden wollen. Und warum, denke ich, ist das so?" Und dann meint er weiter zu mir: "Nun, viele unserer psychotherapeutisch arbeitenden Kollegen reden doch den Menschen ein, dass sie krank seien. Und fügen sie damit rasch einer der Schubladen der psychotherapeutischen Klassifikation zu. Sie nutzen die internationale > ICD < (Anmerkung: ICD ist die Abkürzung für die internationale Klassifikation u.a. psychischer Krankheiten, sie ist also der Code, die Bibel der „classification of deseases“) nutzen die dortigen Modelle von Krankheiten, freizügig bis beinahe extrem, für ihr Geschäftsmodell, wenn man so will. Sie stützen - mit ihrem Verweis auf diese internationale Einteilung von Krankheiten - ihre oftmals viel zu rasch und damit geradezu leichtfertig formulierten Krankheitszuordnungen. Und so kommt es, dass heute alltäglich passende Titel an Krankheitsbildern im Übermaß erstellt werden. Und so geschieht es, dass einige unserer Kollegen davon gut leben. Gefördert von den Krankenkassen, die die Beratung im 50-Minuten-Takt in der Breite unterstützen. Und: Für viele dieser Rat suchenden Menschen, die sich schlecht fühlen – und das geht wahrlich fast jedem aus diesem Personenkreis so - ist diese Erfahrung beinahe die Norm heute, in der stressigen Welt des Berufs und Zuhause, in den Familien. Er erfährt also, er sei also aktuell >krank<. Indem er als >krank< durch die Klassifikation der >ICD < zucodiert wird. Ein Beispiel: Da kommt ein Kunde mit Trauer, und was geschieht? Schon hat er eine Depression. Ein Schüchterner hat schnell mal eine soziale Phobie. Und ein Ängstlicher hört, er habe eine generalisierte Anpassungs- oder gar Angststörung. Was bedeutet das? Für jedes Gefühl, für jede subjektive Beschreibung haben wir postwendend einen passenden Krankheitstitel.“

 

Ich lasse mir seine Argumentationskette noch mal sanft auf der Zunge zergehen: „Wie meinst Du das?“ frage ich ihn: „Willst Du mir damit sagen, wir sollten die Burnout-Tendenzen oder Deprivations- bzw. Depressionsgefühle unserer vermeintlichen Patienten viel mehr hinterfragen oder gar ignorieren?“ Und wieder folge ich aufmerksam den Worten meines langjährigen Mentors: „Nein, nicht so pauschal. Nicht ignorieren. HInterfragen, ja! Natürlich, das wissen wir beide doch zu gut, gibt es Menschen, denen dringend und sehr nachhaltig therapeutisch geholfen werden muss. Weil sie schwer erkrankt sind. Ich schätze aber die Lage aktuell so ein, dass fast jeder Zweite, der (bei einem Psychotherapeuten) seine Gefühlswelt problematisiert, letztlich heute nicht in eine therapeutische Praxis als Patient gehört. Vielleicht als Coachee, als Ratsuchender und Beratener im Coaching. Ja, ok - das schon. Also als jemand, der sich Rat holt. Der oder die sich aber auch noch als so stark erweist, dass er oder sie sich selbst dabei unterstützen kann, indem er oder sie den Coach-Rat für sich in den Alltag zu transferieren versteht. Statt mit der eigenen Fragestellung, statt mit dem persönlichen Problem bereits „abhängig“ zu sein, das heißt, ohne dabei bereits auf Therapeuten-Beratung angewiesen zu sein.“

 

Meine Redeanteile sind gerade beschaulich. Ich genieße den Abgleich meiner Haltungen mit Wolf. Und frage ihn weiter: „Warum sind die Praxen denn heute so randvoll? Liegt es an der beschriebenen, fast leichtfertigen Kranken-Klassifikation allein, oder welche weiteren Gründe sprechen dafür aus Deiner Sicht?“ Und schon kommt auch hier wieder seine Antwort: „Die Praxen sind auch voll, weil viele Menschen glauben, in unserer in allen Belangen wahrlich konsumtiven Welt, so etwas wie eine Behandlung >haben< müssen. In dem Moment, wenn sie Angst haben, wenn sie Trauer empfinden und in Folge starke Gefühle in sich erleben oder diese gespiegelt erhalten, etwa von ihrem Umfeld.“.

 

Jetzt erinnert mich das, was Wolf mir bis hier her sagte, an einen Bericht, den ich kürzlich in einem Artikel einer psychotherapeutischen Fachzeitschrift erst gelesen habe. Und so füge ich diesen Gedanken nun ein, komme mal wieder zum Reden: „In Amerika hast Du eine schwere Depression, wenn Du nach dem Tod eines Angehörigen nach nur zwei Wochen noch immer stetig traurig bist. Früher durfte man noch viel länger trauern, ohne dann bereits als >krank< zu gelten. Meine Befürchtung ist daher seit langem: In den USA setzten die Verantwortlichen in der letzten Zeit, bis heute, weiterhin die ICD-Kriterien so weit herunter, dass es nicht mehr lange dauert, bis eines Tages alle Bürger krank sind, indem alle als >krank< tituliert werden. Oder?“ Wolf nickt: „So ist es, ja! Vor Jahren durftest du noch ein halbes Jahr lang tief trauern, um einen Verlust eines Menschen zu verarbeiten. Doch das ist heute vorbei! Schon nach 14 Tagen... bist du ein Depressiver!“ So frage ich ihn: „Und wie bewerten Kollegen in den USA dies, Dir gegenüber, wenn Du in den USA mit Kollegen vor Ort sprichst?“ Wolfs Antwort: „Viele halten sich leise an die Vorgaben des Katalogs, sind wenig hinterfragend. Doch ich kenne Kollegen dort, die sich differenzieren, die sagen >Auch Trauer und Trauern gehört doch zum Leben. Gefühle sind doch für sich genommen keine Krankheit!< In Europa ist dieser Gedanke, skeptisch zu sein gegenüber einem raschen Kranksein, aktuell noch etwas stärker verbreitet, als in den USA, ist mein Eindruck!“ Und ich nicke ihm zu: „Fürwahr! Wie gut!“

 

Wir sind jetzt am Wald des Ortes Falkenstein, bereits am Fuß des Altkönig angelangt, und nun kommt mein Mentor Wolf mit einem Nachgedanken richtig in Schwung: „Wenn ein Rentner, ein Alleinlebender einsam ist, dann kann, aber dann muss er doch nicht in einer Altersdepression angekommen sein. Wenn eine Business-Frau keinen Mann findet über Jahre, dann hat sie noch lange kein Bindungs-Trauma. Und ein Kind, das Geschwister bekommt, hat dadurch nicht automatisch oder per se ein Geschwistertrauma.“

 

Ich gehe jetzt offensiv in eine fragende Haltung über. Denn ich fühle mich an viele Situationen aus meiner Praxis als Coach und psychotherapeutischer Berater jetzt immer mehr erinnert: „Alles gut soweit, lieber Wolf. Aber ich traue mich nicht bzw. es fällt mir keinesfalls leicht, diese vermeintlich nicht-kranken Menschen, einfach so wieder nach Hause zu schicken. Was also machst du mit Deinen Therapie-Interessierten?“ Wolf nickt verständnisvoll: „Früher hatte ich das öfter mal getan. Ja, ich habe Besucher meiner Praxis sogar wieder nach Hause geschickt. Aber heute schicke ich fast niemand mehr weg!“ Als er nun das sagt, blicke ich nicht mehr durch. Denn ich verspüre jetzt einen Widerspruch in der Argumentationsführung von Wolf und sage daher fast konfronativ anmutend: „Widersprichst du Dir und Deiner bisherigen Aussage nicht damit?“ Und auch hier kommt seine Antwort postwendend: „Nein und ja. Aber Du machst dir bei den Krankenkassen und bei den sogenannten Pseudo-Patienten doch nur Feinde, wenn Du diese wieder zurückschickst. Denn unser Krankheits- und Krankenversicherungs-System belohnt doch die stetig behandelnden Therapeuten, fördert ewig lange Psychotherapien statt Kurzzeittherapien zu forcieren und will doch scheinbar gar nicht, dass die Menschen rasch gesund werden. Im Gegenteil. Es wird jahrelang durch-therapiert. Und die Pharmaindustrie freut sich über viele verschriebene Medikamente!“ Ich halte inne, einen Moment, dann frage ich: „Wolf, wie gut, dass wir beide da liberaler agieren können, indem wir viele Patienten haben, die nicht auf die Meinung und das Veto der Krankenkassen angewiesen sind, die als Selbstzahler mit uns also autonom über Coaching und/oder Psychotherapie entscheiden können, ohne dem Primat der >Kasse< zu unterliegen.“ Wolf wirkt einverstanden, läßt mein Resümee unkommentiert.

 

Ich gehe gedanklich nun ein Stück weiter: „Wolf, Du bist heute noch oft in den USA. Aber Du hast zuvor auch lange in den USA gelebt, dort viel gecoacht, dort auch privat therapiert. Ist also diese Mentalität der Verschreibungs-Manie dort besonders ausgeprägt oder erlebst Du die Entwicklung eher ähnlich in Europa?“ Es dauert auch hier nicht lange, bis seine Antwort folgt, höre von meinem Mentor auch hier sehr bald eine reflektierte, klare Antwort: „Die Systeme gleichen sich global immer mehr an. In den USA wird eher noch weniger verschrieben, aber die Menschen sind von sich aus privat schon sehr lange zur Therapie bereit. Ähnlich auch in deutschen Praxen, wobei hier von den Krankenkassen aber eben dann doch besonders gerne verschrieben wird. Es sind somit die Therapeuten – egal, wie qualifiziert und erfahren mit dem Berufs- und Privatbild ihres Gegenüber – vollauf und rund um die Uhr beschäftigt. Sie sind aktiv mit Menschen, die den wahren Bedürftigen damit aber die Plätze wegnehmen. Denn Therapie wird nicht selten konsumiert!“ Mir kommt an dieser Stelle der Begriff des „affiliation seeking“, bekannt aus der Sozialpsychologie: Therapie als Ersatz für fehlende Dialoge, in der Familie und bei der Arbeit? Und der Therapeut als der „einzige Versteher“, als Ersatz für die vielerorts regredierte Kommunikation im Zeitalter von Iphone und im Zeitalter des Aussterbens der analogen Kommunikation? Es scheint so oder so ähnlich wohl zu sein, die aktuelle Situation unserer Gesellschaft.

 

„Was rätst du Therapeuten und Pseudo-Patienten?“ frage ich und Wolf ist sich auch hier schnell sicher, da er diese Themen wahrlich „atmet“: “Weniger die Menschen krankschreiben bzw. weniger als bisher zum Therapeuten rennen!“ lautet sein klares Credo hier. „Ok“, lautet meine einsichtige Antwort und ich frage noch mal nach: „Und wie soll sich das denn nun regeln - quasi von selbst?“ Wolf wird nun soziologisch: „Indem der Mensch nach Sinn sucht, indem er Arbeit nachgeht, sich zumindest beschäftigt, indem er also viel mehr aus sich heraus aktiv ist! Und wenn es bei einem (Pseudo-) Patienten dann tatächlich nicht ganz ohne Auszeit von der Arbeit, nicht ganz ohne eine Krankschreibung gehen sollte, dann geht mit Sicherheit oftmals auch eine Teil-Krankschreibung. Was bedeutet, daß der Kranke zumindest halbtags weiter arbeitet... und weniger nach innen und rückwärtig denkt.“

 

Ich erinnere mich in diesem Moment an meine Jahre als interantional aktiver HR-Manager und Coach: „Früher bin ich zu Coachings, Assessments und Management Audits in Europa, auch in die USA und sogar bis nach Japan und Hawaii gejettet. Heute arbeite ich viel bodenständiger. In meiner Praxis im Taunus. Aber wie ist es mit Dir? Du jettest noch immer - mit 70 Jahren an Alter und 40 Jahren an Erfahrung - durch die Welt. Du warst bis gestern in den USA auf einem Kongress, morgen Berlin, dann Bodensee, dann Frankfurt. Wie kannst Du bei wechselnden Orten in Ruhe beraten oder stetig therapieren?“ Wolf ist auch hier um eine authentische Antwort nicht verlegen: „Indem ich die Menschen vor allem zeitnah und mit Kurzzeittherapie berate, mit überschaubaren Impulsen coache. Indem ich sie also nicht kranker mache als sie tatsächlich sind, indem ich nicht im Übermaß und nicht zu sehr im Detail problematisiere. Indem ich auch schon mal mit einer Videokonferenz arbeite. Damit gelingt es mir, in kurzen Zeiten mehr Menschen an mehreren Orten zu unterstützen – gezielt. Statt nach dem Motto „viel hilft viel“.

 

So langsam verstehe ich Wolfs Ansatz des durch diese Welt noch immer „fliegenden Therapeuten“, der trotz seiner wechselnden, örtlichen Einsätze und vielen Reisen beeindruckend viel Ruhe und Erdung ausstrahlt. Und dies trotz sehr häufigem Abheben mit dem Flieger. Eine Arbeitsweise, die er über die vielen Jahre, seit ich ihn kennenlernte, bis heute niemals verloren hat. Wie gut, dass er als Berater alles andere als "abgehoben" wirkt.

 

... ... ...

 

Sie möchten weiterlesen?

 

Der weitere Verlauf dieses Dialogs kann auf Anfrage als Gesamtartikel über meine Praxis gerne bezogen werden. Bitte sprechen Sie mich bei Interesse an.

 

 

Mobil/e: +49 163 777 88 00

Mail: joergmscholz@t-online.de

Online: Kontaktformular

Kontakt - Contact

Kurzinformation - Short Information

Kurzinformation

Jörg M. Scholz

Psychologische Praxis:

Coaching - Therapie

Druckversion | Sitemap
Psychologische Praxis für Coaching + Psychotherapie / Yin Yoga Circle Kronberg - Eichenheide 12 - 61476 Kronberg/Taunus Tel: 06173-5445 Mobil: ++ 49 (0) 163- 7778800 - Mail: joergmscholz@t-online.de © Copyright: 2021 - Jörg M. Scholz