Depressionen durch Arbeitslosigkeit
Etwa 900.000 Langzeitarbeitslose gibt es in Deutschland. Am schwersten
wieder in die Arbeit zu finden, haben es die über 50 Jährigen. Oft sind es Selbst-
zweifel, die dann zu einer Depression führen können.
In Leipzig gibt es ein Projekt, das
Universität und Jobcenter gemeinsam
durchführen: Dabei vermitteln Psycholo gen Betroffenen mit einer Depression
eine für sie individuell geeignete Therapie. Von 1.350 Menschen über 50 Jahre
konnten etwa 30 Prozent wieder ins Berufsleben integriert werden.
Aber warum werden Langzeitarbeitslose
eigentlich depressiv und ab wann
spricht man überhaupt von einer Depression? Die Depression gehört zu den am
meisten unterschätzten Erkrankungen. Die Statistiken lassen auf eine ernst-
zunehmende Krankheit schließen. Denn jeder fünfte Bundesbürger erkrankt ein-
mal im Leben an einer Depression.
In Deutschland sind es pro Jahr 5,3 Millionen Menschen.Jährlich geschehen
ca. 150.000 Suizidversuche, von denen eine große Mehrheit auf behandlungsbe-
dürftige Depressionen zurückzuführen sind. Nur die wenigsten Betroffenen er-
fahren eine optimale Behandlung.
Klassische Hauptsymptome für eine Depression sind neben einer gedrückten
Grundstimmung zusätzlich Antriebsstörungen, die Unfähigkeit, Entscheidungen
zu treffen, auch Freude kann nicht mehr
empfunden werden.
Zusatzsymptome können Konzentrationsstörungen, Minderwertigkeitsgefühle,
Angst und Beklemmung sein, bis hin zu körperlichen Missempfindungen, Schlaf-
störungen und Appetitmangel. Viele Betroffene leiden zusätzlich noch an wei-
teren körperlichen Beschwerden wie Kopf-, Rücken- oder Magenschmerzen.
Durch die unterschiedlichen Ausprägungen dieser zahlreichen Symptome wird
eine Diagnose erschwert. Treffen mindestens zwei der Hauptsymptome und min-
destens zwei der Zusatzsymptome zu, und
das über mehr als zwei Wochen hinaus,
kann eine Depression vorliegen.
Die Entstehung einer Depression hat mehrere Ursachen. Es gibt neurobiologi-
sche sowie psychosoziale Aspekte. Neben körperlichen Gründen wie einem gestör-
ten Gehirnstoffwechsel oder schlicht einer genetischen Veranlagung, können
auch äußere Einflüsse, wie der Tod eines Familienmitglieds, chronische Über-
lastung oder auch der Verlust des Arbeitsplatzes eine Depression auslösen.
Letzteres kann den Beginn eines Teufelskreises bedeuten. Mit einer psychi-
schen Erkrankung findet es sich schwer
zurück in den Job. Laut einer Studie
der Uni Leipzig sind sogar zwei Drittel der Langzeitarbeitslosen psychisch er-
krankt - die meisten werden jedoch
nicht behandelt.
Die Regierung will Langzeitsarbeitslosen nun gezielt wieder eine Perspektive
auf dem Markt eröffnen. Dabei spielen behandlungsbedürftige psychische Er-
krankungen eine wichtige Rolle. Ein psychosoziales Coaching könne laut der
Stiftung Deutsche Depressionshilfe dabei als Interventionskonzept dienen.
Seit dem Jahr 2006 in verschiedenen Städten erprobt, werden bei diesem Kon-
zept Psychologen eingesetzt, die Betroffenen in einer Lotsenfunktion den
Weg zu einer regulären Behandlung ebnen
sollen.
Die Teilnahme an dem Projekt ist freiwillig. Betroffene treffen sich im Jobcenter
mit einem Psychologen oder Arzt. Dieser prüft im Erstgespräch, ob eine
psychische Erkrankung vorliegt und wenn ja, ob sie bereits richtig behandelt
wird. Der Betroffene erhält Informationen über seine Krankheit sowie die nötige
Unterstützung auf seinem Weg zu einer adäquaten Behandlung.
Zusätzlich werden dem Betroffenen Gruppenprogramme angeboten, zum Beispiel
zur Stressbewältigung oder ein Kommunikationstraining. Die Studie der Uni
Leipzig konnte nachweisen, dass über 30 Prozent der Teilnehmer am Psychosozia-
len Coaching im Anschluss daran wieder
eine Arbeit aufgenommen haben.
"Bei Menschen, die so lange arbeitslos waren, eine ausgezeichnete Vermittlungs-
rate", erklärt Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche
Depressionshilfe. Was allerdings noch fehle, sei eine bundesweite und
flächendeckende Finanzierung der Maßnahme.
Quelle: ZDF - Sendung vom 16.08.2018: 09.00 Uhr
Mit der Bezugnahme auf den Original-Beitrag des ZDF unterstütze ich die Offensive der Regierung, die Beratung in den Jobcentern, die Studie von Prof. Hegerl
bzw. -sofern Anonymität gewünscht wird - eine individuelle Unterstützung durch Beratung über Psychotherapie in psychologischen bzw. psychotherapeutisch orientierten Praxen.)